In einer Welt zunehmender Digitalisierung ist Identitätsdiebstahl ein ernstes Problem. Der Täter missbraucht Ihre persönlichen Daten – meist vor allem, um sich finanzielle Vorteile zu verschaffen. Die Folgen können weitreichend sein: Im schlimmsten Fall drohen der Verlust Ihrer Kreditwürdigkeit und sogar rechtliche Konsequenzen, wenn der Täter mit Ihrer Identität Straftaten begeht. Durch gezielte Präventionsmaßnahmen können Sie sich vor Identitätsraub aber relativ gut schützen, weshalb wir Ihnen mit unserer Checkliste gerne eine Hilfestellung bieten. Doch was, wenn es bereits zu spät ist und Sie Opfer eines Identitätsdiebstahls geworden sind? In diesem Fall gilt schnelles Handeln. Lesen Sie im zweiten Teil des Ratgebers, wie Sie sich zur Wehr setzen und schlimmere Folgen verhindern.
Was ist Identitätsdiebstahl und welche Folgen hat er?
Als Identitätsdiebstahl – auch Identitätsbetrug oder Identitätsmissbrauch genannt – bezeichnet man es, wenn eine dritte Person unbefugt Ihre Daten ausspioniert und sich damit Vorteile verschafft. Häufig werden die Daten für verschiedene Arten des Onlinebetrugs gestohlen. Folgende Szenarien sind zum Beispiel möglich:
- Der Täter bestellt online Waren auf Ihre Kosten oder schließt kostenpflichtige Verträge ab.
- Jemand nutzt ihre Identität für Cybermobbing und Rufschädigung im Internet.
- Der Cyberkriminelle nutzt Ihre Zugänge zu Mailkonten oder Messengern, um Ihre Bekannten zu kontaktieren, eine Notlage vorzuspielen und um Geld zu bitten.
- Für den Datendieb ist Ihre Identität der Freifahrtschein, um Straftaten zu begehen, da diese auf Sie zurückfallen.
Im Strafrecht ist der Tatbestand Identitätsdiebstahl noch nicht verankert. Je nachdem, welche Ausprägungen der Identitätsbetrug hat, spricht die Polizei stattdessen von Abfangen von Daten, Mobbing, Urkundenfälschung oder Warenkreditbetrug. Die Folgen sind aber immer dieselben: Neben Ihrem Ruf stehen auch Ihr Geld und Ihre Kreditwürdigkeit auf dem Spiel. Im schlimmsten Fall müssen Sie mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Lassen Sie das nicht zu, sondern schützen und wehren Sie sich rechtzeitig.
Welche Daten sind bei Cyberkriminellen begehrt?
Abgesehen haben es Datendiebe natürlich vor allem auf Ihre Kreditkartendaten oder auf die Zugangsdaten für Ihr Online-Banking-Konto. So viele Informationen benötigen viele Cyberkriminelle aber gar nicht, um Schaden anzurichten. Mit Ihrem Namen und Ihrem Geburtsdatum können sie teilweise schon im Internet Einkäufe auf Ihre Rechnung tätigen. Diese Daten finden die Täter in sozialen Netzwerken wie Facebook oder auch auf Business-Plattformen. Darüber hinaus sind für Datendiebe viele weitere Zugangsdaten interessant – etwa E-Mail-Adressen, Passwörter, Zugangscodes für Onlineshops und Messenger-Namen.
Um an die Daten zu gelangen, verfolgen die Täter verschiedene Strategien. Prinzipiell kann jeder Account, den Sie im Internet anlegen, von Datenklau betroffen sein. Auch, wenn Sie starke Passwörter verwenden, kann es passieren, dass die Daten gehackt und missbraucht werden. Teilweise ist es für Hacker nämlich ein Kinderspiel, Zugang zu den unzureichend geschützten Unternehmensservern zu erlangen und Daten auszuspähen. Eine häufige Masche ist das Versenden von Spam- und Phishing-Mails, die sich als offizielle Nachrichten eines bekannten Unternehmens tarnen, allerdings einen Trojaner enthalten. Dieser ermöglicht dann weiteren Datenmissbrauch.
Prävention: Wie schützen Sie sich vor Identitätsdiebstahl?
Am besten werden Sie niemals Opfer eines Identitätsbetrugs, indem Sie sich von Anfang an bei allen Aktivitäten im Internet gut schützen. Wann immer Sie mit dem Computer oder einem Mobilgerät online unterwegs sind, gibt es daher, ein paar Grundregeln zu beachten. Orientieren Sie sich gerne an unserer Checkliste:
- Halten Sie Ihre Geräte auf dem neusten Stand. Die Versionen von Betriebssystem, Browser, Anti-Viren-Software und Firewall sollten immer aktuell sein. Installieren Sie regelmäßig alle empfohlenen Updates.
- Sichern Sie Ihre Daten. Mit regelmäßigen Sicherungen – sogenannten Backups – auf externen, nicht mit dem Internet verbundenen Datenträgern schützen Sie sich vor Datenverlust.
- Nutzen Sie das Internet nicht mit einem Administratorenkonto. Verwenden Sie dafür ausschließlich ein Benutzerkonto, das nur eingeschränkte Rechte hat.
- Achten Sie auf Ihre Downloads. Apps sollten nur aus den offiziellen App-Stores heruntergeladen werden, Programme nur aus Originalquellen. Bevor Sie ein neues Tool installieren, sollten Sie es mit einer Anti-Viren-Software überprüfen.
- Vorsicht bei Anhängen und Links in E-Mails: Öffnen Sie derartige Verweise und Dateianhänge nur, wenn Sie sicher sind, dass diese aus einer vertrauenswürdigen Quelle stammen.
- Surfen Sie achtsam im Internet. Besuchen Sie keine Websites unseriöser Anbieter und vermeiden Sie es, auf Werbebanner zu klicken.
- Geben Sie in sozialen Netzwerken möglichst wenige Daten preis. Schränken Sie Ihre Konten ein, sodass nur Ihre Freunde Einblicke erhalten und nehmen Sie keine Anfragen von unbekannten Personen an.
- Setzen Sie auf starke Passwörter. Ein sicheres Passwort ist ausreichend lang, enthält Groß- und Kleinbuchstaben ebenso wie Ziffern und möglichst auch Sonderzeichen. Verwenden Sie für jede Plattform ein anderes Passwort und notieren Sie es nirgends.
- Seien Sie beim Online-Banking vorsichtig. Nutzen Sie für Ihre Transaktionen niemals öffentliche Hotspots und verwenden Sie immer die Zwei-Faktoren-Authentifikation.
Wenn Sie diese Tipps berücksichtigen, reduzieren Sie Ihr Risiko dafür, Opfer eines Identitätsdiebstahls zu werden, schon einmal deutlich.
Was können Sie als Opfer von Identitätsdiebstahl unternehmen?
Leider gibt es trotz aller Vorsicht keinen 100-prozentigen Schutz davor, dass Ihre Daten gestohlen oder missbraucht werden. Problematisch ist, dass die meisten Opfer nicht gleich merken, dass sie von Datenklau betroffen sind. Manchmal fällt es tatsächlich erst auf, wenn das Inkassounternehmen schon vor der Tür steht oder wiederholt Rechnungen und Mahnungen für Produkte eintreffen, die Sie nie bestellt haben. In diesem Fall ist schnelles Handeln das A und O, um einen weiteren Missbrauch mit Ihrer Identität zu verhindern. Orientieren Sie sich an folgender Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Erstatten Sie sofort Anzeige bei der Polizei. Für jede weitere Forderung, die noch bei Ihnen eintrifft, sollten Sie die Anzeige erweitern.
- Widersprechen Sie ungerechtfertigten Rechnungen und Mahnungen schriftlich per Einschreiben. Bitten Sie den Rechnungssteller, den wirksam geschlossenen Vertrag nachzuweisen.
- Lassen Sie sich bei der Betrugsabteilung der Schufa und anderen Kreditauskunfteien als Opfer eintragen, um einen weiteren Missbrauch Ihrer Daten zu verhindern.
- Informieren Sie Ihre Bank.
- Wenden Sie sich an die Betreiber der sozialen Netzwerke sowie an Ihre Freunde, wenn Ihr Konto dort ebenfalls geknackt wurde.
- Ändern Sie sämtliche Passwörter und Zugangscodes für alle Online-Portale. Wie Sie dabei genau vorgehen, beschreiben wir Ihnen weiter unten noch einmal ausführlicher.
- Behalten Sie die Transaktionen bei Onlineshops, Zahlungsdienstleistern und auf Ihrem Konto im Blick, um bei ungerechtfertigten Forderungen schnell reagieren zu können.
- Holen Sie sich gegebenenfalls rechtliche Unterstützung. Ein Rechtsanwalt hilft Ihnen beim Umgang mit Mahnungen oder Inkassoforderungen.
Beim Ändern der Passwörter für Ihre geknackten Accounts ist die richtige Reihenfolge entscheidend. Verschaffen Sie sich daher zunächst einen Überblick darüber, welche Konten betroffen sind. Danach legen Sie eine Priorisierung fest, denn manche Konten benötigen Sie, um die Passwörter anderer Online-Accounts zu ändern. Zuerst sollten Sie die Passwörter Ihrer E-Mail-Konten anpassen. Anschließend kümmern Sie sich um Online-Profile, die für den Single-Sign-On verwendet werden – also etwa Facebook. Mit dem Portal melden sich viele Internetnutzer bei anderen Diensten an. Erst dann sollten Sie Schritt für Schritt die übrigen Accounts zurücksetzen und die Passwörter ändern. Erledigen Sie diese – wenn auch mühsame – Aufgabe in einem Zug. So verhindern Sie, dass der Cyberkriminelle Ihnen zuvorkommt und sich erneut Zugriff auf Ihre Konten verschafft.
Fazit: Vor Identitätsdiebstahl schützen und im Ernstfall schnell handeln
Das Thema Identitätsdiebstahl sollten Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen, da der Missbrauch Ihrer Daten für Sie sehr unangenehme Folgen haben kann. Es drohen teils massive Vermögensschädigungen ebenso wie Rufschädigungen durch Cybermobbing oder sogar strafrechtliche Konsequenzen. Sobald Sie bemerken, dass Sie Opfer eines Identitätsdiebstahls geworden sind, sollten Sie sofort handeln. Stellen Sie Strafanzeige und ändern Sie Ihre Passwörter. In vielen Fällen ist auch rechtlicher Beistand zu empfehlen, der Sie bei ungerechtfertigten Mahnungen und Inkassoforderungen kompetent berät.
Generell empfehlen wir Ihnen, sich durch starke Passwörter, einen umsichtigen Umgang mit Ihren Daten in den sozialen Netzwerken und eine achtsame Nutzung des Internets von vornherein vor Identitätsmissbrauch zu schützen. Wenngleich es keinen 100-prozentigen Schutz davor gibt, Opfer eines Datendiebstahls zu werden, können Sie Ihr persönliches Risiko durch gewisse vorbeugende Maßnahmen doch deutlich reduzieren.