„Das eigene Zuhause ist sicher, was soll mir da schon passieren?“
Das denkt sich der Großteil unserer Mitbürger und deshalb sind Leichtsinn und Unachtsamkeit besonders häufig schuld, wenn doch etwas passiert! Wer von uns ist nie auf einen wackeligen Sessel gestiegen, um schnell einen Gegenstand zu erreichen? Oder über einen Bettvorleger gestolpert, über eine Stiege gefallen? Wer hat sich noch nie geschnitten oder verbrannt?
30 % aller Unfälle (lt. Unfallstatistik der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) finden am „Tatort“ Eigenheim statt, wo wir uns so sicher und geborgen fühlen. Beinahe 3 Millionen Deutsche verunglücken im Haushalt und für fast 10.000 davon enden die Unfälle tödlich.
Die Gefahr im Haushalt wird unterschätzt. Selbst mit der besten Unfallprävention kann etwas passieren, ein Restrisiko bleibt bestehen. Aber dieses ist minimal, der Großteil lässt sich verhindern.
Die „Big Five“ der Haushaltsunfälle
- Stürze – Treppen, Möbel, Rutschgefahr
- Schnittwunden/Stichverletzungen
- Verbrennungen/Feuer
- Vergiftungen
- Unfälle durch Strom
Die meisten Unfälle passieren in der Küche, beim Putzen oder beim Heimwerken. Mit diesen Tipps und Vorkehrungen sinkt das Unfallrisiko drastisch.
STURZGEFAHR
Wenn jemand achtsam über die Stiege geht, einen Fuß vor den anderen setzt, wird das Erdgeschoß oder der Keller unfallfrei erreicht. Hauptverursacher für Stürze ist in den meisten Fällen die Unachtsamkeit.
Wann besteht Sturzgefahr?
So vermindern Sie die Sturzgefahr:
- Bewusst und achtsam die Stiege benutzen – Augen auf, keine Ablenkungen durch Handy
- Hektik vermeiden – sich Zeit nehmen für jede einzelne Stufe
- Aufpassen bei nassgewischten Stufen – Trockenvorgang abwarten
- Keine Kletterhilfen/Turmbau-Aktionen mit Möbelstücken – feststehende Leiter verwenden
- Besteigen von Fensterbrettern ist tabu – Aufpassen beim Hinauslehnen
- Nur eigene Schuhe anziehen – Gefahr des Herausrutschens, selbst rutschfeste Hausschuhe verwenden
- Stolperfallen (Teppiche, Läufer, Matten) entfernen oder zumindest eine rutschfeste Unterlage anbringen
- Aufgeräumte Wohnung – alles an seinem Platz – barrierefrei
- Sämtliche Stufen/Stiegenhäuser hell erleuchten, Herumtasten im Dunklen vermeiden
- Türen, nach deren Öffnung sich sofort eine Stiege befindet (Keller), absperren
Erste Hilfe nach Stürzen:
Im besten Fall ärgern Sie sich, stehen wieder auf und kommen mit einem blauen Fleck oder einem Pflaster davon. Schlimmer wird es, wenn sich ein Körperteil nicht mehr bewegen lässt, man nicht mehr aufstehen kann oder Bewusstlosigkeit aufgrund einer Gehirnerschütterung eintritt.
Sollten Sie selbst das Sturzopfer sein, versuchen Sie ruhig zu bleiben, langsam alles zu bewegen, vielleicht befindet sich noch jemand im Haus – dann machen Sie durch lautes Rufen oder Klopfen auf sich aufmerksam – eventuell steckt das Handy in der Hosentasche, dann können Sie einen Angehörigen oder gleich die Rettung verständigen.
Für alleinlebende ältere Senioren ist ein Notrufband empfehlenswert – durch Drucken des Nothilfeknopfes wird das Rote Kreuz (oder eine ähnliche Hilfsstelle) verständigt und entweder wird Ihnen die Rettung gesandt oder der nächste Angehörige verständigt, der bei Vertragsabschluss genannt wurde. Es ist sichergestellt, dass jemand kommt und die nächsten Schritte einleiten kann.
Kommen Sie einem Angehörigen zu Hilfe, verfallen Sie nicht in Panik, sondern versuchen möglichst ruhig zu bleiben und diese Ruhe auf den Gestürzten zu übertragen. Fragen Sie gezielt, wo es weh tut, ob sich etwas nicht bewegen lässt etc. Bringen Sie eine warme Decke und ein Kopfkissen, bewegen Sie das Sturzopfer möglichst nicht und verständigen Sie die Rettung. Zögern Sie nicht mit der Rettungsverständigung, wenn das Sturzopfer schwindlig ist, über Übelkeit klagt, blutet oder verrenkte Gliedmaßen hat.
Ärztlicher Bereitschaftsdienst 116117
Euronotruf 112
Notfallrufnummern
Rettung 144
Euronotruf 112
Ärztenotdienst 144
Notrufnummern & Hotlines
SCHNITTWUNDEN UND STICHVERLETZUNGEN
Das Hantieren mit Werkzeugen gehört zu unserem Leben – beim Kochen, Heimwerken, Basteln und anderen Tätigkeiten. Küchenmesser, Fleischgabel, Scheren, Teppichmesser, Bohrer, Sägen, Hammer – jeder Haushalt ist gut bestückt. Ein achtsamer und fachmännischer Umgang mit Messern & Co verhindert Schnitt- und Stichverletzungen.
Sie minimieren Schnittverletzungen
- Durch konzentriertes Arbeiten
- Richtige Schneidetechnik
- Geeignete Schnittunterlage
- Verwendung scharfer anstatt stumpfer Messer, Scheren etc.
- Aufbewahrung von Messern in Messerblock, Leiste anstelle von Schublade
- Vorsicht beim Abwaschen – separate Reinigung
- Bedienungsanleitung von Schneidegeräten und anderen Werkzeugen lesen
- Entsprechende Schutzkleidung tragen
Erste Hilfe nach Schnittverletzungen:
Kleine Schnitte oder Abschürfungen werden mit kaltem Wasser gereinigt (oder Wundlösung falls vorhanden) und Schmutzpartikel, Steinchen, Glassplitter mit einer sterilen Pinzette entfernt – falls Sie es nicht schaffen, muss dies der Arzt machen. Eine antiseptische Heilsalbe kann aufgetragen werden, Pflaster oder Verband folgen. Dabei ist zu achten, dass weder Pflaster noch Verband direkt auf der Wunde kleben. Verbände regelmäßig wechseln und Wunde beobachten bzw. auch offen heilen lassen, wenn es nur eine kleine Verletzung ist.
Handelt es sich um eine stark blutende Wunde, versuchen Sie die Blutung durch eine Kompresse/sauberes Tuch zu stoppen oder legen Sie einen Druckverband an. Verständigen Sie die Rettung, denn wahrscheinlich muss die Wunde ärztlich versorgt werden.
Sollte das Messer/Werkzeug durch Abrutschen in Ihren Körper gelangt sein, ziehen Sie es nicht selbst heraus ⇒ sofort den Notarzt verständigen!
VERBRENNUNGEN/FEUERGEFAHR
Wo gekocht wird, ist es heiß – Herd, Wasserkocher, Backrohr befinden sich in der Küche, die somit zum Tatort – oder Bratort – wird. Weitere Gefahrenquellen für Verbrühungen oder Verbrennungen sind zu heißes Badewasser oder ein überhitztes Bügeleisen, Griller, Feuerstellen, Kerzen.
Verbrennung 1. Grades
Brandwunden zählen zu den schmerzhaftesten Wunden und hinterlassen bei einem höheren Verbrennungsgrad hässliche Narben. Ein Griff auf einen heißen Topfdeckel lässt einem sofort zurückschrecken und der Finger, gekühlt unter kaltem Wasser, ist rasch wieder einsatzfähig. So etwas passiert jedem von uns und richtet keinen großen Schaden an, die Haut rötet sich– es handelt sich dabei um eine Verbrennung 1. Grades (Temperatur über 45° C) bei der die obere Hautschicht verletzt wird. Benutzen Sie hitzebeständige Handschuhe oder Topflappen zum Öffnen von Deckeln und Backofentür oder zum Herausnehmen von Speisen. Haben Sie gewusst, dass auch ein Sonnenbrand unter diese Kategorie fällt?
Verbrennung 2. Grades
Schlimm hingegen sind Verbrühungen oder Verbrennungen, die aufgrund von kochendem Wasser oder überhitzten Ölen und Fetten geschehen. Symptome für eine Verbrennung 2. Grades sind stark gerötete und anschwellende Haut und Brandblasen, die sich zusätzlich infizieren können.
Verbrennung 3. Grades
Werden weitere Hautschichten in Mitleidenschaft gezogen bzw. zerstört und wird die Haut hell oder weiß, ist der 3. Verbrennungsgrad erreicht (Temperatur über 60° C). Da die Nerven in diesem Stadium bereits gefühllos wurden, verspürt das Brandopfer keinen Schmerz. Hauttransplantate werden nötig.
Verbrennung 4. Grades
Beim schwersten Verbrennungsgrad verbrennen Haut, Muskeln, Knochen – es ist tatsächlich alles schwarz und verkohlt und das Brandopfer landet auf der Intensivstation.
Wie kann man Verbrennungen vermeiden?
Die Verbrennungs- und Feuergefahr wird eingeschränkt, wenn Sie
- den Ofen abstellen/Platten zurückstellen bei Ablenkung (Kinder, Läuten an der Tür, Gang in den Garten usw.)
- Gefahrenquellen im Auge behalten – kein Multitasking, Arbeitsgänge abstimmen
- Kontrollieren beim Verlassen des Hauses/Schlafengehen, ob sämtliche Kerzen, Teelichter, Griller, Feuerkorb, Zigaretten vollständig gelöscht sind.
- Wassertemperatur überprüfen und Kinder nicht allein im Badezimmer lassen
- Elektrogeräte abschalten (Bügeleisen)
- Rauchmelder installieren – warnen noch rechtzeitig vor einem Brand
- Feuerlöscher etc. griffbereit montiert haben
Erste Hilfe nach Verbrennungen:
Bei kleinen Verbrennungen ersten Grades hilft eine sofortige Kühlung – kaltes oder lauwarmes Wasser sind ausreichend (Eiswürfeln oder Kühlpackungen sind zu kalt und können mehr Schaden als Nutzen anrichten, da lokale Erfrierungen möglich sind) und eine Behandlung mit einer Brandsalbe – verwenden Sie keine Hausmittel. Bei größerer Blasenbildung suchen Sie umgehend einen Arzt auf und stechen Sie die Blasen keinesfalls selbst auf.
Weitere Details zur Behandlung von schweren Brandwunden und Verbrühungen finden Sie unter Rotes Kreuz.
VERGIFTUNGEN
Kleinkinder können noch nicht unterscheiden, welche Dinge ess- und trinkbar sind und welche nicht. Bietet sich die Gelegenheit, eine bunte Flasche in den Griff zu bekommen, dann wird der Inhalt gekostet, was bei Putz-. Wasch- oder Reinigungsmittel wenig bekömmlich ist bzw. zu schweren Vergiftungen führen kann. Säuren, Laugen oder Chlor sind nicht für den Mageninhalt bestimmt. Versperren Sie diese Mittel sicher vor Kindern.
Vermeiden Sie Vergiftungen, in dem Sie
- Keine Putzmittel oder Schädlingsbekämpfungsmittel in Trinkflaschen oder Plastikflaschen umfüllen
- Umwelt- und allergieverträgliche Wasch- und Reinigungsmittel verwenden
- Gefährliche Stoffe – auch Medikamente – vor Kindern versperren
- Schutzkleidung (Handschuhe) tragen
- Giftige Pflanzen aus Haus und Garten entfernen (bei Kleinkindern)
Erste Hilfe nach Vergiftungen:
Bei einer Vergiftung muss rasch gehandelt werden, besonders wenn die giftige Substanz geschluckt wurde – die Giftinformationszentrale weiß am besten Bescheid, was zu tun ist und sollte umgehend angerufen werden. Verabreichen Sie weder Wasser noch Milch oder andere Flüssigkeiten – dies könnte das Ergebnis noch verschlimmern, halten Sie sich an die Angaben der Spezialisten.
Alle Nummern der deutschen Giftinformationszentralen und Maßnahmen bei Vergiftungen finden Sie unter Erste Hilfe bei Vergiftungen: Das kannst du tun (malteser.de)
Notruf für Giftunfälle – Vergiftungszentrale – in Österreich: 01 406 43 43
STROMUNFÄLLE
Herausgerissene Stecker, defekte Kabel, schadhafte Elektrogeräte – der Teufel sitzt im Detail und schlägt zu, wenn keiner damit rechnet.
Stromunfälle verhindern durch
- Fachmännische Installation von Leitungen und Geräten (auch Reparaturen)
- Nur Elektrogeräte mit Prüfzeichen verwenden
- Keine Steckdosen (Mehrfachsteckdose) überlasten
- Kaputte Geräte und schadhafte Kabel rechtzeitig entsorgen
- FI-Schutzschalter
- Stecker rausziehen bei Geräten, die nicht ständig in Verwendung sind
- Geräte unter Aufsicht aufladen
Erste Hilfe bei Stromunfällen:
Ein Stromunfall ist besonders gefährlich, da auch Helfer in den Stromkreis geraten könnten. Wie Sie vorgehen, ohne dass Sie sich dabei selbst in Gefahr bringen, erfahren Sie unter Stromunfall – richtiges Verhalten.
Schenken Sie Arbeiten im Haushalt die nötige Aufmerksamkeit – vermeiden Sie Hektik, Stress, Ablenkung und Leichtsinn. Dann machen Sie mit den „Big Five“ keine Bekanntschaft!