Auf einer Baustelle warten viele Gefahren
Die Gefahr, dass auf einer Baustelle Feuer ausbricht, ist nicht zu unterschätzen. Es wird mit leicht entflammbaren Materialein gearbeitet oder die Arbeiten an sich sind schon feuergefährlich, wie z.B. Schweißen oder Schleifen (Feuergefahr durch Funkenflug). Bei diesen sogenannten „Heißarbeiten“ ist äußerste Vorsicht geboten.
Die Baustelle verändert ihr Gesicht
Der Schwerpunkt von Brandschutzmaßnahmen auf Baustellen bezieht sich häufig auf bezugsfähige Gebäude. Doch bis es so weit ist, vergehen Monate oder sogar Jahre. Die Baustelle verändert ihr Aussehen mit jedem Bauabschnitt – Baggerarbeiten, die ersten Mauern entstehen, ein Gerüst wird aufgestellt, unterschiedliche Materialien werden gelagert, verschiedene Handwerker beginnen mit Installationen usw. – und in jeder Bauphase sind andere Gefahrenquellen zu beachten. Der Rohbau ist z.B. weniger gefährlich als eine Baustelle, bei der bereits Innenarbeiten durchgeführt werden.
Oberstes Ziel ist es, Bauarbeiter und Personen, die sich auf der Baustelle befinden, zu schützen. An zweiter Stelle rangiert der Sachschutz – wird ein Gebäude, das schon fast fertiggestellt war, ein Raub der Flammen, dann sind Millionenschäden zu erwarten. Vollständige oder teilweise Zerstörung bedeuten einen Neubeginn und außer hohen Kosten eine enorme Zeitverzögerung.
Unterschiedliche Brandgefahren auf der Baustelle
Steinbaustoffe brennen im Allgemeinen nicht. Warum Maurern trotzdem Gefahr droht? Zum Beispiel bei einem Umbau eines älteren Hauses. Die Baustoffe des Altbaus sind nicht mehr zeitgemäß und leicht entzündbar. Durch das Beschädigen von Gasleitungen oder Elektronkabeln können Brände ausgelöst werden (Kanalarbeiten, Senkgrube etc.).
Brandheiß wird es bei Metallarbeiten – schleifen, schweißen, löten, flexen, etc. der Funkenflug kann eine Reichweite von über 10 m erreichen und leicht brennbare Stoffe entzünden. Da Funken unbemerkt in Ritzen verschwinden und dort vor sich hin glimmen können, ist nach Beendigung der Heißarbeiten die Baustelle sorgfältig zu kontrollieren. Tückische Glimmbrände brennen vorerst langsam vor sich hin und bleiben daher oft unbemerkt. Erst wenn sie sich zu einem großen Brand ausgewachsen haben, wird die Gefahr sichtbar.
Immer wieder wird festgestellt, dass brennbare Stoffe nicht weit genügend entfernt gelagert sind, wenn Heißarbeiten durchgeführt werden oder Feuerlöscher nicht in greifbarer Nähe sind. Durch das Einhalten einfacher Regeln kann die Gefahrenquelle um einiges verringert werden.
Am Dach herrscht ebenfalls hohe Feuergefahr. Bitumenbahnen werden an Ort und Stelle zusammengeschweißt, feuergefährliches Material trifft auf offenes Feuer!
Farben, Lacke, Lösungsmittel, Klebstoffe, Reinigungsmittel, ungesättigte Öle – diese brennbaren Stoffe müssen ordentlich verwahrt/entsorgt werden, da sie als besonders feuergefährlich gelten. Bei der Lagerung oder bei der Verarbeitung können bei bestimmten Stoffen Gase entstehen (vorwiegend bei Reinigungs- und Lösungsmitteln und Klebstoffen), die feuergefährlich oder explosiv sind. Nicht selten sind Lappen/Fetzen mit Öl getränkt, weil eine Oberfläche damit behandelt wird.
Sagt Ihnen der Begriff exotherme Reaktion etwas? Es handelt sich um eine chemische Reaktion, bei der Energie – meistens Wärme – freigesetzt wird. Liegt nun so ein ölgetränktes Reinigungstuch zusammengeknüllt in der Ecke, können unter Umständen Sauerstoff und Fettsäuren eine unerwünschte exotherme Verbindung eingehen. Die Wärme staut sich im Lappen und führt zu seiner Entzündung, die einen Brand herbeiführen kann.
Nach Möglichkeit wird auch im Winter auf einer Baustelle gearbeitet. Das Aufstellen von Heizgeräten, wie kleinen Öfen oder Heizstrahlern, ist keine gute Lösung, da sich brennbare Stoffe durch die Strahlungswärme erhitzen können oder das Heizgerät selbst in Flammen aufgehen kann.
Gas und Feuer sind keine empfehlenswerte Kombination. Doch gerade auf Baustellen werden viele Heizgeräte mit Gas betrieben. Es kann bei schadhaften Geräten entweichen oder ein unter Druck stehender Gasbehälter kann explodieren und schweren Schaden anrichten. Flüssiggas verflüchtigt sich nicht, sondern lagert sich am Boden ab, dadurch wird die Explosionsgefahr noch verstärkt.
Zu Beginn waren die gelagerten Baustoffe noch übersichtlich und ordentlich in Reih und Glied gestapelt. Doch plötzlich herrscht Chaos? Das geht schneller als man glaubt. Je länger die Baustelle in Betrieb ist, desto mehr Baumaterial sammelt sich an. Umso mehr muss man darauf achten, dass brennbare Baustoffe jederzeit im Blickfeld sind und nicht unter anderem Material verschwinden, bzw. ein Sicherheitsabstand zu Zündquellen gewahrt wird – kein Aufstellen neben einem Heizgerät, außer Reichweite des Schweißgerätes unterbringen etc.
Brennbare Stoffe lagern Sie am besten mehrere Meter (ca. 5 m) entfernt vom Gebäude, ebenso Bauschutt, Folien und Holzreste, die regelmäßig zum Altstoffsammelzentrum gebracht werden müssen.
Das Baustofflager bzw. die Baustelle verändert ihr Aussehen mitunter täglich. Je nach Baufortschritt tummeln sich viele Handwerker auf der Baustelle und mehrere Arbeiten werden parallel durchgeführt. Eine übersichtliche und ordentlich aufgeräumt Baustelle minimiert das Brandrisiko enorm.
Schadhafte Elektrogeräte, mangelhaft verlegte Leitungen, überlastete oder defekte Kabeltrommeln, Steckdosen, Inbetriebnahme von teilfertigen Elektroanlagen uvm. können zu Bränden führen und Unfälle verursachen. Nicht einwandfrei funktionierende Elektrogeräte haben auf einer Baustelle – und auch in anderen Bereichen – nichts zu suchen. Überprüfen Sie Kabeln in regelmäßigen Abständen und überlasten Sie keine Mehrfachsteckdosen.
Teilweise fertiggestellte Bauteile legen ein anderes Brandverhalten an den Tag als im fertiggestellten Zustand. Das betrifft z.B. Dämmstoffe. Sind die Wärmedämmplatten noch nicht verputzt, sind sie feuergefährdeter als nach der Verkleidung der Fassade. So verhält es sich auch mit nicht fertiggestellten Anschlüssen.
Zu berücksichtigen sind Behelfsbauten (z.B. Gerüst, Konstruktionen, Container etc.), die nur temporär verwendet werden. Achten Sie auf genügend Sicherheitsabstand, keine Lagerung von Brennstoffen in unmittelbarer Nähe usw.
Wer auf der Baustelle raucht, muss die Zigarette ordentlich ausdämpfen und darf weder Asche noch Zigarettenstummel leichtfertig wegwerfen. Eine Zigarette, die nicht richtig ausgelöscht wurde, kann zur Zündquelle werden und richtet enormen Schaden an, wenn sie auf brennbare Stoffe, Flüssigkeiten oder Gase trifft.
Ein dummer Streich, der außer Kontrolle gerät, ein Racheakt, eine Tat, um sich abzureagieren, die Freude daran etwas brennen zu sehen… – warum und wieso jemand zum Brandstifter wird, kann vielerlei Gründe haben.
Eine Baustelle ist wahrscheinlich frei zugänglich bzw. wird es Stellen geben, an denen man sich Zutritt verschaffen kann. Die Absicherung der Baustelle durch das Aufstellen eines Bauzaunes wird empfohlen, damit Unbefugte keinen Zutritt erlangen.
trifft. Als Bauherr können Sie ein generelles Rauchverbot auf der Baustelle aussprechen bzw. sich mit den Handwerkern besprechen, wo geraucht werden darf.
Zur Gewährleistung der Sicherheit auf der Baustelle gibt es Vorschriften – dazu zählen Arbeitsschutzverordnung, Arbeitsstättenverordnung, Betriebssicherheitsverordnung und die Baustellenverordnung, auf die wir nicht näher eingehen. Jede Baustelle ist individuell zu bewerten, unterschiedliche Bestimmungen beziehen sich auf die jeweilige Größe und Lage der Baustelle. Regionale Unterschiede spielen ebenso eine Rolle.
Der Bauherr ist für die Sicherheit auf seiner Baustelle verantwortlich, er wird diese Aufgabe jedoch in den meisten Fällen delegieren – z.B. an das Bauunternehmen, Projektleiter, Planer etc.
Wer wofür zuständig ist, sollte auf alle Fälle schriftlich dokumentiert werden, damit es zu keinen Missverständnissen kommt. Eine funktionierende Bauplanung ist die Grundvoraussetzung für einen reibungslosen Ablauf.
Wenn mehrere Unternehmer (Gewerke) auf der Baustelle arbeiten – was besonders bei Großbaustellen der Fall ist – kann ein Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator vom Bauherrn beauftragt werden. Dieser hat eine beratende Funktion, die Gesamtverantwortung bleibt beim Bauherrn.
Der Brandschutz lässt sich in organisatorischen Brandschutz (vorbeugende Maßnahmen) und in technischen Brandschutz/Anlagenbrandschutz unterteilen.
Organisatorischer Brandschutz – Vorbeugende Maßnahmen
Ordnung, Übersicht, geregelter Ablauf – nicht nur auf der Baustelle, aber besonders dort, kann durch eine gute Brandschutzorganisation das Brandrisiko auf der Baustelle verringert werden.
Vorbeugen ist immer besser als heilen – um die Brandgefahr von vornherein möglichst gering zu halten, können einige vorbeugende Maßnahmen getroffen werden.
- Noch vor Baubeginn Grobplanung der Baustelle – zeitliche Abläufe fixieren, abstimmen der Handwerkerarbeiten, welche Maßnahmen sind von Bedeutung in welchem Bauabschnitt
- Dokumentieren Sie in der Baustellenordnung alle Regeln und Maßnahmen und welche Konsequenzen eine Nichteinhaltung dieser nach sich zieht
- Konzept für Brandschutz/Evakuierung – hohe Wirksamkeit, geringere Kosten für nachträgliche Brandschutzmaßnahmen
- Halten Sie grundsätzlich alle Vereinbarungen/Abmachungen schriftlich fest
- Mitarbeiter im Brandschutz schulen (wiederkehrende Übungen mit Feuerlöscher, Flucht- und Rettungswege kennen, Verhalten im Brandfall usw.)
- Bei Großbaustellen Sicherheits- u. Gesundheitsschutzkoordinator bestellen oder speziellen Brandschutzbeauftragten
- Feuergefährliche Arbeiten genau einplanen
- Kontrolle von Personen und Fahrzeugen, die die Baustelle betreten
- Kontrollgänge/Wachdienst – regelmäßig, auch außerhalb der Arbeitszeit, um Veränderungen festzustellen – waren Unbefugte auf der Baustelle, wurde etwas verändert, zerstört etc.
Flucht- und Rettungswege
Baumaschinen, verschiedene Handwerker, geparkte Feuerzeuge und plötzlich brennt es – sekundenschnell herrscht Chaos. Wenn jeder weiß, was zu tun ist und wie er sich zu verhalten hat, funktioniert eine geordnete Evakuierung. Herrscht Unkenntnis, dann steht jeder jedem im Weg, kostbare Zeit geht verloren, Rettungsmaßnahmen greifen zu spät etc.
Die Flucht- und Rettungswege müssen klar gekennzeichnet (entsprechende Schilder) und allen Personen, die auf der Baustelle arbeiten, bekannt sein.
Die Fahrzeuge der Bauarbeiter/Handwerker müssen so abgestellt werden, dass jederzeit ein freier Durchgang möglich ist bzw. eine Feuerwehr zur Baustelle gelangen kann.
Allen auf der Baustelle befindlichen Personen muss es möglich sein, sich rasch in Sicherheit bringen zu können – räumen Sie rechtzeitig Stolperfallen aus dem Weg, Materialen, Maschinen oder Fahrzeuge haben auf dem Fluchtweg nichts zu suchen.
Freihalten von Treppenhaus
Sind Treppenräume vorhanden – was aller Wahrscheinlichkeit nach der Fall sein wird – muss zumindest ein leicht erreichbarer Treppenraum inkl. Absturzsicherung und Geländer funktionsfähig bleiben, um als Fluchtweg zu dienen bzw. als Zugang für die Feuerwehr. Treppenhäuser sind daher geschossweise auszuführen. Treppentürme (Aufstellung durch Gerüstbauer) können auch außerhalb des Gebäudes aufgestellt werden und sind eine Alternative für einen Rettungsweg.
Ergänzen Sie Ihre Baustelle mit einer entsprechenden Sicherheitsbeleuchtung, damit es bei schlechten Lichtverhältnissen/Stromausfall ausreichend hell ist.
Technischer Brandschutz/Anlagenbrandschutz
Auf einer Baustelle herrschen andere Bedingen wie in einem fertigen Gebäude – ein Gebäude erlebt verschiedene Wachstumsphasen, zu Beginn fehlen trennende/feuerbeständige Wände und Decken, eine Rauchmeldeanlage oder eine Brandschutztür kommt viel später zum Zug, wenn das Gebäude schon fast fertig oder zumindest teilfertig ist.
Für den anlagetechnischen Brandschutz auf Baustellen ist zum einen die technische Gebäudeausrüstung von Bedeutung und zum anderen der Brandschutz, der durch technische Einrichtungen und Anlagen umgesetzt wird. Feuerlöscher, Rauchmelder, Sprinkleranlagen u.a. sind eine Art „Frühwarnsystem“, da sie einen Brand erkennen bzw. einen Alarm auslösen und Personen vor einem Feuer warnen.
Brandschutzdokumentation
Die Brandschutzdokumentation benötigen Sie unbedingt zur
- Organisation, Koordination und Kontrolle der Brandschutzmaßnahmen und als
- Beweisfunktion (Haftungsfragen).
In der Brandschutzdokumentation ist festgehalten, welche Brandschutzmaßnahmen von Anfang an geplant sind, wie sie umgesetzt werden und in welchen Abständen sie kontrolliert werden. Sie ist wie ein „Tagebuch“ zu führen und muss auf dem aktuellen Stand sein, denn niemand ist an Angaben interessiert, die sich in der Zwischenzeit schon mehrmals geändert haben.
Unterlagen und Nachweise werden gesammelt, damit Bauherr, Prüfsachverständiger oder Genehmigungsbehörde jederzeit nachschauen können, welche Vereinbarungen getroffen wurden, ob Mängel behoben wurden, etc.
Die gesammelten Daten liefern wertvolle Informationen für weitere Nutzer (Architekten, Planer etc.) Eine gut geführte Brandschutzdokumentation ist ein richtiges Nachschlagewerk, das durchaus Zeit und Geld sparen hilft.
Kommt es zu einem Brand, wird sofort auf die Brandschutzdokumentation zurückgegriffen, um Haftungsfragen klären zu können. Je genauer eine Brandschutzdokumentation, – und selbstverständlich auch Niederschriften über die Einhaltung der Bauvorschriften und ihre Durchführung – desto besser für alle Beteiligten.
Klare und für jedermann verständliche Formulierungen sind vorteilhaft, damit die Aufgaben sinnvoll von allen auf der Baustelle befindlichen Personen in die Tat umgesetzt werden
Nachstehend nur ein paar Fragen, deren Beantwortung in einer ordentlich geführten Brandschutzdokumentation problemlos funktionieren muss:
- In wessen Aufgabenbereich fällt die sorgfältige Führung der Brandschutzdokumentation?
- Welche Personen sind wofür verantwortlich/Brandschutzbeauftragter?
- Werden alle gesetzlichen Vorschriften eingehalten?
- Wie hoch ist die Einschätzung des Brandrisikos? (Brandrisikoanalyse)
- Wo sind die gekennzeichneten Rettungswege oder ist der Sammelplatz?
- Sind die Fluchtwege dementsprechend markiert und leergeräumt?
- Auf welchen Stellplätzen befinden sich die Feuerlöscher?
- Sind alle Personen in der Lage einen Feuerlöscher zu aktivieren?
- Sind die Zufahrtswege für die Feuerwehr frei zugängig?
- Wo werden die brennbaren Stoffe gelagert?
- Wie schaut es mit Löschwasserstellen aus?
- Gibt es bereits bauliche oder anlagentechnische Brandschutzmaßnahmen auf der Baustelle (Raucherkennungssysteme, Brandschutzklappen, feuerbeständige Decken/Wände…) und funktionieren sie?
- Wer ist im Brandfall zu informieren? – Notrufe für Feuerwehr, Rettung, Polizei
- Mit welchen Konsequenzen ist zu rechnen, wenn festgelegte Regeln nicht eingehalten werden?
- Wer haftet für welche Schäden?
Das beste Brandschutzkonzept hilft nichts, wenn es auf der Baustelle nicht umgesetzt wird. Daher ist es enorm wichtig regelmäßige Kontrollen durchzuführen und Mängel zu beseitigen bzw. den Brandschutz an die Bauphase der Baustelle anzupassen.